Weg der Barmherzigkeit

In diesem Jubiläumsjahr der Barmherzigkeit ist auf unserem Klostergelände ein Weg der Barmherzigkeit entstanden. Hier soll er nun auch online zu besuchen sein...






Der Blick der Barmherzigkeit ist der Blick von jenem
Ort aus, wo die Weisheit Gottes thront.

Eine solche Liebe, die bei Gott ist, liebt die Menschen,
die Dinge, die ganze Welt des Lebens von Gott her.
Wir dürfen einander entdecken und achten.
Wir dürfen einander
mit den Augen des Herzens sehen:
Es sind die Augen der Barmherzigkeit.
„Der Herr sieht nicht auf das,
worauf ein Mensch sieht.
Ein Mensch sieht, was vor Augen ist;
der Herr aber sieht das Herz an“ (1 Samuel 16,7)

Nur die Barmherzigkeit ruft die Dinge ins Leben.
Sie erzwingt nichts und wird doch gerade
dadurch alles verändern.
Manchmal sehen wir die krummen Fasern
im Leben, doch es fehlt uns die Barmherzigkeit
und Freude, die uns sagen lässt:
„Nicht perfekt. Aber er oder sie hat was!“ -
über allem: den Charakter
einer wunderbaren Handschrift (Gottes). 
(Martin Schleske in: Der Klang)





Wenn ich der Barmherzigkeit ein Gesicht gebe,
dann kann sie dich/sie/ihn anschauen,
wahrnehmen, achten und schätzen,
dann kann sie dich anlächeln.

Du gehörst dazu

das ist Gastfreundschaft, das ist Heimat,
das ist Zugehörigkeit, das ist Freundschaft,
das ist Familie, das ist Geborgenheit,
das ist Verantwortung, das ist Achtung,
das ist Wertschätzung, das ist Anteilgeben,
das ist herzliche Begegnung,
das ist gute Beziehung, das ist Gemeinschaft,
das ist Miteinander und Füreinander, das ist….

 

„Wir dürfen durch unser Leben Interpreten
Gottes werden und mit dem barmherzigen Gesichtsausdruck Gottes anderen begegnen.“
(Martin Schleske in: Der Klang)





Man begegnet Christen,
die ihr zu weiches Herz festigen wollten
und es dabei verhärtet haben,
und anderen, die ein zu hartes Herz
weicher machen wollten
und es dabei zu weich werden ließen.
Dies solange,
bis sie von Christus lernten
und von ihm ein weder hartes
noch zu weiches Herz empfingen:
ein zärtliches Herz.

Dieses zärtliche Herz
ist zu Barmherzigkeit für alle Menschen fähig,
wir selber eingeschlossen.
Madeleine Delbrêl




Komm setz dich her zu mir
und wenn du willst erzähle mir,
was dich bedrückt,
was dich so quält,
ich habe alle Zeit der Welt.

Ich hör dir zu, bin einfach da,
ganz egal was immer war.
Nichts ist so schlimm,
dass es nicht heilt,
wenn man seine Sorgen teilt.“

Liedtext: „Ich hör dir zu“,
www.mikula-kurt.net




Die Gnade, in der wir einander begegnen und begleiten,
ist eine handfeste Erfahrung.
Wir geben aufeinander acht und schaffen damit
dem Herzen ……. Freiraum.
Es geht also nicht nur um die inneren Räume
der Gnade (Glauben und Vertrauen), sondern auch um
die äußeren Räume, in denen sie sich verkörpert.
Zeitraum. Lebensraum.
Wir sollten unser Leben als eine „charismatische
Erfahrung“ von Freundschaft und Gemeinschaft
begreifen und sollten umkehren,
wenn sich unser Miteinander davon entfernt hat.
Freundschaft ist eine große Quelle an Lebenskraft,
weil sie bedeutet, dass die Freude und Wertschätzung
des anderen in mir lebt.
Es ist die Gewissheit, gekannt, geachtet, geschätzt und unterstützt zu werden.
Das ist Gnade. Das ist Barmherzigkeit.
Und noch tiefer: Es ist das Wissen, dass es Menschen
gibt, die sich von Herzen an einem freuen.
Das ist einer der schönsten Gründe zu leben.
Freundschaft und Lebenssinn gehen Hand in Hand.
(Martin Schleske in: Der Klang)





Die Barmherzigkeit verlangt von uns
die Freiheit, über die Grenzen unserer
Bagatellen hinaus zu gehen;
immer neu den kleineren oder größeren Kampf
auszutragen gegen unsere Bequemlichkeiten
und Vorbehalte und jegliche Faszination für
letztlich Oberflächliches.
Barmherzigkeit ist nicht etwas, worauf
man zufällig stößt, sondern etwas,
das man in seinem Leben aufbaut…..
aus Werten, für die man Opfer zu bringen
bereit ist, für Dinge und Menschen,
die man liebt.
Machen wir daraus
ein Abenteuer der Barmherzigkeit,
bei dem wir alles geben mit Würde und Sinn!
Und bleiben wir niemals auf halben Weg
unserer Möglichkeiten stehen!
Jesus, als den Barmherzigen in uns
greifbar und erfahrbar machen
in selbstverständlicher Einfachheit!                                       
frei nach Madeleine Delbrêl





Herr, Herr, gib wenigstens, dass die Kruste,
die mich bedeckt, dir kein Hindernis sei.
Geh durch mich hindurch.
Meine Augen, meine Hände, mein Mund
sind dein.
Diese so traurige Frau mir gegenüber:
hier ist mein Mund, damit du ihr lächelst.
Dieses vor lauter Blässe fast graue Kind:
hier meine Augen, damit du es anschaust.
Dieser so müde, müde Mann:
hier ist mein ganzer Leib,
damit du ihm meinen Platz gibst,
und meine Stimme,
damit du ihm leise sagst: „Setz dich!“

Man versteht nur das, was man liebt.
Wenn man diesen Menschen begegnet,
sollte die erste Tat sein, sie zu lieben.
Das heißt, man muss ihr Wohlergehen wie das
unsrige verfolgen.
Schon dafür ist ein Herz ohne Maß erforderlich…..
Ich war von Gott überwältigt worden und
bin es noch.
Madeleine Delbrêl





„Man braucht keine Zeit zum Leben, man lebt die
ganze Zeit; und das Evangelium, was immer es
für uns sein mag, hat vor allem Leben zu sein.“
(Madeleine Delbrêl)
Jetzt ist meine Zeit, heute mein Tag;
im Augenblick bin ICH dran,
mich füllen zu lassen vom Heiligen Geist,
der durch mich Wärme schenken kann,
heilende, tröstende Worte und Beziehung,
die mit Jesus in Berührung bringt.
Es liegt an mir, die Augen des Glaubens
aufzuschlagen, wenn meine eigenen
versagen, um im Unscheinbaren
das Herz, die Kostbarkeit des anderen
Menschen zu sehen und das zu erkennen,
was ihm jetzt gut tut,
Freud, Leid und seine Sehnsucht zu teilen
und meine Zeit;
ein Stück des Weges mitzugehen
im schlichten Dasein, Dabeisein, Mitsein,
im Aushalten, im Dankbarsein
und im „Zauber der Freiheit“!